Medienmitteilung Wetterbedingungen Kampagne 2023
Herausforderndes Kampagnenende – kreative Lösungen sind gefragt
Das Wetter macht den Schluss der diesjährigen Zuckerrübenkampagne zur grossen Herausforderung. Die intensiven Niederschläge der vergangenen Wochen verunmöglichen vielerorts die rechtzeitige Ernte. Landwirte, Lohnunternehmer und die Fabriken sind gefordert. Die Branche hat Lösungen diskutiert, die den zu erwartenden Schaden für alle Beteiligten möglichst tief halten sollen. Auf einen Grundsatz hat man sich schon geeinigt: alle Rüben, die noch geerntet werden, werden von den Fabriken auch übernommen.
Als Naturprodukt ist die Zuckerrübe stets den Wetterbedingungen ausgesetzt – das ist man sich in der Branche bewusst. Die überaus intensiven Niederschläge der vergangenen Wochen setzen jetzt aber alle Akteure stark unter Druck. Wegen den nassen Böden können die letzten, ungefähr 15’000 Tonnen Rüben kaum noch vor Kampagnenende geerntet werden, der grössere Teil davon im Seeland. Die dafür notwendigen Maschinen würden absinken und auch der Boden würde arg darunter leiden. «Der Entscheid, ob geerntet wird, liegt abschliessend immer beim Landwirt», so Martin Flury, Präsident des Schweizerischen Verbandes der Zuckerrübenpflanzer und er ergänzt: «Doch das Zusammenspiel mit dem Lohnunternehmer und der Fabrik ist dabei genauso wichtig.»
Angespannte Situation – Lösungen vorbereitet
Die angespannte Situation betrifft aber nicht nur die Landwirte. Auch die Lohnunternehmer und schliesslich auch die Fabrik sind von den Auswirkungen betroffen. «Um Zeit zu gewinnen, drosseln wir jetzt schon die Leistung der Fabriken», sagt Guido Stäger, CEO der Schweizer Zucker AG. Auch das zeitliche Hinauszögern des Kampagnenendes ist ein probates Mittel, um spätgeerntete Rüben noch zu verarbeiten. Um Klarheit für alle Akteure zu schaffen, haben sich die Verantwortlichen von Verband und Fabrik zusammengesetzt und Lösungen für verschiedene Szenarien vorbereitet. Für alle Varianten gilt – sämtliche Rüben werden von den Fabriken übernommen.
In einer ersten Phase bleiben die Leistungen der Fabriken gedrosselt, um noch länger Rüben zur Verarbeitung zu haben. Das bedeutet auch, dass die Kampagne dieses Jahr länger dauert; in Frauenfeld sicher bis anfangs Januar. Lässt das Wetter demnächst eine Rodung zu, werden alle Rüben verarbeitet.
Reicht dieses Zeitfenster nicht, werden die Rüben später geerntet und direkt zu Futterschnitzel verarbeitet, oder – wenn die Qualität ausreichend ist – wird geprüft, die Fabrik in Aarberg erneut hochzufahren und mindestens Dicksaft zu produzieren. Beide Varianten sind kostspielig, decken aber einen Teil des zu erwartenden Schadens.
Können die Rüben – egal zu welchem Zeitpunkt sie geerntet werden – aus Qualitätsgründen nicht mehr verwertet werden, so würden sie in Biogas-Anlagen zu Energie umgewandelt.
Schaden möglichst tief halten – Entschädigungen sind geplant
Das Wetter in den nächsten Tagen wird zeigen, welches Szenario eintreffen wird. Allen Beteiligten ist indes klar, dass die aktuelle Situation zu Ertragsausfällen und Zusatzkosten führen wird. Die Interprofession wird deshalb über ein Entschädigungsmodell beraten, das den entstandenen Schaden der Landwirte, aber auch die zusätzlichen Kosten seitens der Fabrik berücksichtigt. Bereits angedacht ist, dass für die Landwirte zumindest der Standardpreis ausbezahlt wird. «Wir lassen die Pflanzerinnen und Pflanzer in dieser ausserordentlichen Situation nicht im Stich», so einstimmig die Aussagen von Stäger und Flury. Denn nach wie vor bleibt es das erklärte Ziel, die Anbaufläche bei Zuckerrüben auszudehnen und damit die Zukunft der gesamten Branche zu sichern. Und das geht nur, wenn auch die Landwirte Planungssicherheit und Vertrauen in die Kultur haben. Die Interprofession wird die Details definieren und zu gegebener Zeit über das weitere Vorgehen informieren.
Auskunft für Medienschaffende:
Martin Flury, Schweizerischer Verband der Zuckerrübenpflanzer Telefon 079 720 89 51
Guido Stäger, Schweizer Zucker AG Telefon 079 622 18 65